Traunreut und seine Ortsteile

Traunreut

Rathausplatz Traunreut

Als eigenständige Gemeinde existiert Traunreut seit dem 1. Oktober 1950. Die Entstehung Traunreuts ist stark verbunden mit dem Zweiten Weltkrieg. 1938 entschied die Reichswehr im Wald zwischen Sankt Georgen und Traunwalchen eine Giftgasabfüllanlage zu errichten, die 1942 in Betrieb ging. Nach Übernahme durch die Amerikaner 1945 wurde begonnen die Giftgasgranaten unschädlich zu machen. In diesem Zeitraum siedelten sich in der damaligen Munitionsanlage St. Georgen, die Muna, viele Heimatvertriebene an, die dort in der Giftgasentsorgung eine Arbeit und in den Arbeiterhäusern ein Dach über dem Kopf fanden

In die ehemalige Abfüllanlage zog 1949 das Siemens-Schuckert-Werk ein, andere Firmen aus den nun besetzten Ostgebieten zogen in ehemalige Packschuppen der Muna, die während des Zweiten Weltkriegs nicht beschädigt wurde. Anfangs noch administratorisch zu Stein/Sankt Georgen gehörend wurde die neue Gemeinde Traunreut am 1.Oktober 1950 mit genau 1381 Einwohnern gegründet. Eine ähnliche Stadtgeschichte weisen in Bayern auch Neutraubling, Geretsried und Waldkraiburg auf, dementsprechend werden diese oft als die vier Vertriebenenstädte in Bayern bezeichnet. Die unzerstörten Fabrikationsgebäude und die vielen qualifizierten Arbeiter lockten noch weitere Betriebe (u.a. Johannes Heidenhain) nach Traunreut, die Traunreut einen anhaltenden Aufschwung bescherten.

Das Stadtrecht wurde Traunreut 1960 verliehen, die Bevölkerung wuchs weiter und 1978 wurden die umliegenden Gemeinden Stein an der Traun, Traunwalchen und Pierling eingemeindet. Bis heute ist Traunreut eine industriell geprägte, weltoffene Stadt, in der man nicht nur die Stadtplanungen der Nachkriegszeit exemplarisch beobachten kann sondern auch ein Kunstmuseum von europäischem Rang, DASMAXIMUM, bewundern kann.

Stein an der Traun / Sankt Georgen

Luftaufnahme von Stein an der Traun mit Burg und Schloss Stein

Stein an der Traun war mindestens seit dem frühen Mittelalter besiedelt und taucht zum ersten Mal um 1135 in den Urkunden des Klosters Baumburg auf. Der dazugehörige Pfarrort Sankt Georgen wird um 928 das erste Mal erwähnt. Die Geschichte von Stein ist eng verschränkt mit der Geschichte der Burg Stein, der umfassendsten Anlage einer Höhlenburg in Europa. Anfang des 13. Jahrhunderts geht die Burg Stein in den Besitz der Familie Törring über und wechselt danach mehrfach den Eigentümer. Die Legende des Raubritters Heinz von Stein geht auf ein erfolgreiches Theaterstück des 18. Jahrhunderts von Lorenz Hübner zurück.

Nach den Wirren der Säkularisation und der napoleonischen Kriege kauft 1845 Dona Amalia von Leuchtenberg, Kaiserinwitwe von Brasilien, das Landgut Stein gemeinsam mit dem Kloster Seeon als Witwensitz. Der damalige Besitz umfasste 1071 Tagwerk, zwei Seen und die Steiner Brauerei. Die Familie Leuchtenberg, die das Schloß bis 1892 in Besitz hält, gibt dem Schloss und der Burg das heutige äußere Erscheinungsbild.

Stein lag an der Handelsstraße zwischen Wien und München und war dort ein wichtiger Knotenpunkt und wurde auch Poststein genannt. Der Pfarrort zu Stein war immer Sankt Georgen, dort befand sich neben der Schule auch die Gemeindekanzlei. Deswegen wird Stein an der Traun oft als Doppelgemeinde Stein / Sankt Georgen bezeichnet. In diese Gemeinde wird 1926 Haßmoning eingemeindet, am 1. Mai 1978 kommt dann Stein an der Traun zu Traunreut.

Traunwalchen / Matzing

Luftaufnahme von Matzing mit Schloss Pertenstein

Traunwalchen wird zum ersten Mal als „Trunwalha“ urkundlich erwähnt in den Jahren 788 bis 790. Im frühen Mittelalter gibt es schon ein Adelsgeschlecht in Traunwalchen („de Trunwalhen“). Vermutlich im Jahr 1290 wird das Schloß Perchtenstein von Engelbrecht von Taching erbaut und nach seiner Frau Perchta von Törring Perchtenstein genannt. Seine heutige Gestalt geht auf eine umfassende Renovierung und Erweiterung ab 1600 durch Barbara Lucia von Törring, die das Schloß als Witwensitz wählte, zurück.

Seit dem 15. Jahrhundert kann man in Traunwalchen auch eine Wallfahrt nachweisen, deren Gründungslegende im Dunkeln liegt. Ab der Mitte des 16. Jahrhundert kam diese zum Erliegen und wird nach deren erneuten Aufblühen ab Anfang des 17. Jahrhunderts mit der Frauenbrunnquelle in Verbindung gebracht .

Traunwalchen war für die umliegenden Gemeinden Matzing und Pierling der Pfarr- und Schulort. Wie alle anderen bayrischen Gemeinden erlangen Traunwalchen und Matzing die Selbständigkeit mit dem bayrischen Gemeindeedikt von 1818. 1972 wurde Matzing nach Traunwalchen eingemeindet und Traunwalchen dann nach Traunreut am 1. Mai 1978.

Pierling

Luftaufnahme von Pierling

Der vermutlich sehr alte Ort Pierling liegt an der früheren Salz- und Hauptpoststraße von Salzburg nach München. Die Ostgrenze der ehemaligen Gemeinde bildete bis 1809 die Landesgrenze zwischen den Fürstentümern Bayern und dem Erzbistum Salzburg. Mit der Gemeindereform 1978 wurden Ober- und Unterweißenkirchen der Gemeinde Palling zugeschlagen, der Rest ging in der Stadt Traunreut auf. Pierling gab seine Selbständigkeit zum 1. Januar 1978 auf.