Traunreuts Altbürgermeister Franz Parzinger ist neuer 1. Vorstandsvorsitzender der Volkshochschule Traunreut und folgt so auf Josef Schallinger, der dieses Amt seit 2019 innehatte und nicht mehr zur Wahl antrat. Im Rahmen der Mitgliederversammlung 2024 wurde außerdem Andreas Piehler als Vertreter der Dr. Johannes Heidenhain GmbH neu in den Vorstand gewählt. Sein Kollege Martin Posch stand ebenfalls nicht mehr zur Wahl, nachdem er dem Vorstand seit 2006 angehört hatte. In der konstituierenden Vorstandssitzung wurden Franz Parzinger zum 1. Vorsitzenden und Christian Stoib zum 2. Vorsitzenden gewählt. Der Vorstand wird neben Andreas Piehler komplettiert vom Ersten Bürgermeister Hans-Peter Dangschat und Stephan Mayer von der Steuerkanzlei Mack & Partner.
Vor der Neuwahl des Vorstands standen bei der Mitgliederversammlung die Berichte des VHS-Geschäftsführers Nils Birk und des scheidenden Vorstandsvorsitzenden Josef Schallinger auf der Tagesordnung.
Im Jahr 2023 konnten insgesamt 444 Angebote umgesetzt werden, was eine Steigerung vom Vorjahr um zehn Prozent bedeutet. Mit 4362 Teilnehmern hat die Volkshochschule pro Veranstaltung im Schnitt zehn Anmeldungen verbucht. Höchststände aus Zeiten vor der Pandemie, wie 635 Angebote und 6600 Anmeldungen im Jahr 2017, seien aber nur schwer wieder zu erreichen, so Josef Schallinger.
Die Bilanz für das Jahr 2023 war sehr erfreulich. Trotz vier Monaten mit doppelter Geschäftsführung zur Einarbeitung von Nils Birk, habe man nur rund 2300 Euro Verlust verbucht, so Schallinger. Für das Jahr 2024 stehen voraussichtlich 30.000 Euro Überschuss in der Bilanz. Diese positive finanzielle Entwicklung ist vor allem den Integrationskursen zu verdanken, die inzwischen über 40 Prozent der Einnahmen für die Einrichtung ausmachen. Im Jahr 2023 wurden zehn Kurse angeboten, inzwischen laufen sechs Kurse parallel. Von den 216 Teilnehmern komme etwa die Hälfte aus der Ukraine, so Nils Birk. Ziel der Integrationskurse sei neben dem Erwerb der deutschen Sprache auch die Wissensvermittlung zu Themen wie Geschichte, Kultur und Rechtsordnung der Bundesrepublik. Auch Bewerbungstrainings spielen im Programm der VHS Traunreut eine große Rolle. Im Jahr 2023 nahmen 21 Teilnehmer an diesen Einzel-Job-Trainings teil, in diesem Jahr bereits 19 Personen. Die Vermittlungsquote sei mit gut 60 Prozent gut und zeige, dass das Coaching wirkt, so Birk. Das Thema Digitalisierung wurde ebenfalls angepackt. Eine neue Website und die Einrichtung eines Instagram-Kanals in diesem Jahr sowie moderne teils KI-generierte Werbebilder sollen auch eine jüngere Klientel für die Angebote ansprechen. An der Steigerung der Online-Buchungen sehe man, dass dieses Konzept aufgeht, so Birk weiter. Josef Schallinger betonte in diesem Zusammenhang, dass auch die bisherigen dicken Programmhefte nicht mehr in die digitale Zeit passen und so nicht mehr weitergeführt werden.
Insgesamt erwirtschaftete die VHS Traunreut im Jahr 2023 etwa 75 Prozent ihrer Einnahmen selbst, was für eine Bildungseinrichtung eine sehr gute Quote sei, so Schallinger. Die restlichen 25 Prozent kommen von Zuschüssen des Freistaats Bayern, der Stadt Traunreut und der Gemeinden Chieming und Seeon-Seebruck.
Auch die aufgrund der Nutzungsuntersagung wegen Brandschutzvorgaben dringend benötigten neuen Räumlichkeiten waren in der Versammlung Thema. Josef Schallinger bedankte sich bei der Stadt Traunreut für die Möglichkeit, ab Jahresende vorübergehend in Räume am Rathausplatz einzuziehen und auch den Sitzungssaal des Rathauses sowie das Heimathaus künftig als Schulungsräume nutzen zu dürfen. Mit den Worten „Nichts hält ja bekanntlich so lange wie ein Provisorium“ machte er aber auch deutlich, dass die Pläne für zukunftsfähige Räumlichkeiten an einem Ort durch die Übergangslösung nicht in den Hintergrund rücken dürfen. Erster Bürgermeister Hans-Peter Dangschat versicherte, dass die vorübergehende Unterbringung zwar eine gute Zwischenlösung mit Planungssicherheit sei, aber das Vorhaben, die VHS zusammen mit der Stadtbücherei und dem Stadtarchiv an einem gemeinsamen neuen Ort unterzubringen, nach wie vor von der Stadt verfolgt werde.