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KLEINE OPER, GANZ GROSS

      VIEL APPLAUS IM K1: JUGENDSTREICHORCHESTER
      „CAPELLA CANTABILE“ MIT TELEMANNS „PIMPINONE
      ODER DIE UNGLEICHE HEIRAT“




      Kirsten Benekam berichtete am 27. August 2019 im Traunreuter Anzeiger


      Das Publikum zeigte sich angetan von der Idee, einmal, wenn auch im Kleinformat, Opernluft
      im k1 zu schnuppern. Keine Gala, auch kein Opernkonzert mit Best-Of-Arien großer Opern-
      literatur, das mit Musik aus der Konserve oder einem auf Sparflamme reduzierten Kleinorchester
      auskommen muss. Stattdessen im Orchestergraben vor großer Bühne ein Jugendstreich-
      orchester in satter Besetzung sowie ein kunstvolles Cembalo, an dem Anton Gansberger für
      die genau richtige Untermalung sorgte.

      Telemann sieht für seine Oper nur zwei Protagonisten vor. Magd Vespetta (Justyna Ilnicka,
      Sopran) sucht ihren neuen, und wie sie hofft, heiratswilligen reichen Herren Pimpinone
      (Thomas Ruf, Bariton) im Internet, verabredet sich übers Handy und reist gleich schon mal
      mit drei fetten Koffern an. Der wohlhabende Pimpinone ist sofort von Vespettas Charme und
      ihrer scheinbaren Bescheidenheit hingerissen. Sie wiederum scheint eher von seinem Reich-
      tum begeistert und wirft sogleich die Angel aus, ködert den Liebsverwirrten in hinterlistigem
      Feldzug.
      Justyna Ilnicka als Vespetta erfüllt die typischen Kammermädchenklischees von Verschla-
      genheit über motzig bis verführerisch-kokett. Thomas Ruf als Pimpinone hingegen scheint
      innerlich wie äußerlich aus dem Lot geraten, schwankt zwischen verzweifelter Entrüstung
      und bubenhaftem Anhimmeln eines Schwarmes, der einfach nicht seine Hausnummer ist.

      Und genau da setzt eigentlich der Hebel der Komik an. Stimmlich ließen beide keine Wünsche
      offen: Sehr schöne Duette, ein zauberhaftes Liebesduett, ein Streitduett – effektvolle Musik,
      die allein schon Darstellung ist und die „Capella cantabile“ mit den genau passenden Akzen-
      ten, in wunderbar dicht und konzentriertem Spiel interpretierte. Alexander Krins forderte
      seine Nachwuchsmusiker aufs Äußerste, leitete in intensiv zugewandtem Dirigat, ohne dabei
      viel Druck auszuüben.

      Besonders lobenswert erwähnt seien die solistischen Einsätze von Anna-Lena Mayer (Violine)
      und Laura Dziewior (Violoncello), die sich für ihre Leistung einen Extra-Applaus verdient haben.












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