Am Volkstrauertag gedenkt man traditionell der Opfer von Krieg und Vertreibung. Viele Jahre lang ging es dabei in der Region vor allem um die Opfer der beiden Weltkriege. Jetzt müssen aber auch die Menschen eingeschlossen werden, die unter den aktuellen Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen leiden.

In Traunreut gab es am Samstagabend erstmals anlässlich des Volkstrauertages einen ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche mit den drei Pfarrern Thomas Tauchert, Stefan Hradetzky und Constantin Bartok und einen Kirchenzug, an dem Fahnenabordnungen verschiedener Vereine aus dem gesamten Stadtgebiet teilnahmen. Am Kriegerdenkmal am Rathausplatz hielt Erster Bürgermeister Hans-Peter Dangschat anschließend eine Rede und ging dabei auch auf die Opfer aus der Munazeit ein: „Der Volkstrauertag ist der allerwichtigste Gedenktag für Traunreut.

In unserer jungen Stadtgeschichte spielen die unmittelbaren Folgen des Zweiten Weltkriegs eine immens große Rolle. Viele Flüchtende und Heimatvertriebene haben sich hier auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsfabrik Muna angesiedelt und eine neue Heimat gefunden.“ Auf der Stele am Rathausplatz sind die Namen zahlreicher Opfer aufgeführt, die bei der Entschärfung und Vernichtung oder auch bei der Umarbeitung der Kampfstoffe ihr Leben einsetzten.

Andere hätten teils schlimme Spätfolgen in Kauf nehmen müssen. Das Stadtoberhaupt ging aber auch auf die aktuellen Kriegsschauplätze ein. In den 20 Monaten der Kämpfe in der Ukraine habe es mindestens 9800 Todesopfer gegeben, darunter rund 560 Kinder. Und auch die jüngsten Auseinandersetzungen im Gazastreifen hätten bereits in einem einzigen Monat nach Angaben der israelischen Regierung mehr als 1400 Menschen das Leben gekostet, über 5400 sind verwundet und verletzt worden, mindestens 240 Personen verschleppt. Hans-Peter Dangschat fand deutliche Worte: „Es ist unsere Pflicht, uns insbesondere als Deutsche und auch als Europäer auf die Seite von Israel zu stellen und damit ein Zeichen zu setzen. Alle Jüdinnen und Juden sollen sich in unserem Land, das auch ihres ist, sicher fühlen, und jedes Vorgehen der Hamas und ihrer Unterstützer ist auf das Schärfste zu unterbinden und zu verurteilen.“

In St. Georgen wurden am Sonntagvormittag drei Kränze am Kriegerdenkmal niedergelegt. Silvia Stockhammer, Vorsitzende des VDK Ortsverbandes Stein/St. Georgen betonte in ihrer kurzen Ansprache: „Wir gedenken nicht namenlosen Menschen in Uniformen, sondern wir gedenken Vätern, Brüdern, Ehemännern, Fremden, Nachbarn und Arbeitskollegen. Sie alle hatten einen Namen, eine Biografie.“ Für die Krieger- und Soldatenkameradschaft St. Georgen sprach der Vorsitzende Markus Schupfner und erläuterte: „Genau jetzt im Moment, wo wir hier stehen, gibt es weltweit circa 30 Kriege, sieben davon sind schwer bewaffnete Kriege.“

In den zurückliegenden Jahrzehnten sei Deutschland nur bedingt betroffen gewesen, denn die Auseinandersetzungen fanden weit entfernt statt. In den letzten Jahren kamen sie jedoch immer näher und „spätestens mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist der Krieg buchstäblich wieder vor unserer Haustür, nur wenige 100 Kilometer entfernt von unserer Heimat.“ Im Namen der KSK betonte Schupfner: „Unsere Aufgabe ist es, weiterhin unsere Gedenkfeier abzuhalten, Flagge zu zeigen und unsere Kameradschaften aufrecht zu erhalten, ganz nach dem Leitspruch ‚die Toten verpflichten die Lebenden‘.“

Erster Bürgermeister Dangschat verwies in St. Georgen besonders auf die Namen, die am Kriegerdenkmal bei der Pfarrkirche angebracht sind: „Auch hier in St. Georgen haben zwei Weltkriege ein tiefes Loch in die Gemeinschaft gerissen. Hinter jedem einzelnen Namen steht ein Mensch mit einem Schicksal, hinter jedem Namen stehen Angehörige und Freunde, die geweint, gehofft und gebangt haben.“ Die Feiern in Traunreut und St. Georgen wurden von der Stadtkapelle Traunreut umrahmt und mit dem „Guten Kameraden“ beendet.

Text: Pia Mix

Bildergalerie vom Vorabend des Volkstrauertages in Traunreut:

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