Für sehr viele Menschen wird das Thema Pflege irgendwann im Leben präsent, sei es als Betroffener, Angehöriger, Nachbar oder Bekannter. Wie groß das Interesse ist, sich in diesem Bereich besser auszukennen und ehrenamtlich zu engagieren, zeigte jetzt eine fünfteilige Fortbildung im Mehrgenerationenhaus Traunreut.

Bei der Schulung zur Alltagsbegleitung nach §45a SGB XI, deren Kosten von der Stadt Traunreut und dem Mehrgenerationenhaus übernommen wurden, handelte es sich um ein niederschwelliges Angebot, das wichtige Kenntnisse und Kompetenzen vermittelte, um künftig ehrenamtlich andere Menschen in ihrem Alltag zu unterstützen. Sogenannte „Alltagshelfer“ betreuen, beaufsichtigen, unterstützen und entlasten stundenweise in den unterschiedlichsten Bereichen: Von der Begleitung zum Einkaufen oder Gottesdienst bis zum gemeinsamen Kochen und Lesen.

An fünf Freitagnachmittagen im Januar und Februar vermittelten Susanne Aicher von der Alzheimer Gesellschaft Südostbayern und ihr Referententeam Wissen rund um die Unterstützung Pflegebedürftiger. Untergliedert war die insgesamt 30 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten umfassende Schulung in die drei Module Betreuung, Kommunikation und Begleitung sowie Unterstützung in der Haushaltsführung. Die Einheiten umfassten verschiedenste Themengebiete von rechtlichen Rahmenbedingungen über Krankheitsbilder und das Handeln in Notfallsituationen bis zur Ernährung und Verpflegung.

„Es war ein sehr interessanter Kurs mit ganz unterschiedlichen Teilnehmenden“, so Susanne Aicher bei der Abschlussveranstaltung. „Von pflegenden Angehörigen über interessierte Bürgerinnen und Bürger bis zu Menschen, die bereits im Pflegebereich arbeiten war alles dabei, aber genau das macht eine Gruppe aus. Voneinander lernen, sich austauschen und eigenen Erfahrungen einbringen ist sehr wichtig“, erläuterte die Leiterin der Schulung weiter.

Ein paar der 14 Teilnehmenden hatten zum Abschluss der Schulung bereits konkrete Anfragen für Einsätze als Alltagshelfer bekommen. Generell können sich alle Absolventen mit ihrem erhaltenen Zertifikat als „ehrenamtlich tätige Einzelperson“ registrieren. Für ihre Unterstützungsleistungen können sie jährlich steuerfrei bis zu 3000 Euro Aufwandsentschädigung erhalten. „Sie können sich selbst organisieren oder, wenn sie das möchten, auch bei einer Sozialeinrichtung (z.B.: Caritas Demenzhelfer) registrieren. Auch das Quartiersmanagement vor Ort unterstützt gerne bei der Vermittlung. Manche haben den Kurs aber auch nur für sich selbst gemacht, beispielsweise für die tägliche Unterstützung von Verwandten und Nachbarn oder auch für ihre tägliche Arbeit in der Pflege“, erklärte Susanne Aicher.

Teilnehmerin Sylvia ist bereits beruflich in der Betreuung tätig: „Es kommt immer wieder etwas Neues dazu und vor allem die ganzen Auflagen muss man kennen. Mir liegt auch besonders die Vereinsamung älterer Menschen sehr am Herzen. Da würde ich mich gerne mehr engagieren“. Für Anna, eine weitere frisch gebackene Alltagshelferin, ist die absolvierte Schulung erstmal nicht mit einem konkreten Einsatz verknüpft: „Mich hat eine Freundin inspiriert, die das schon macht. Wir sind selbst schon älter und kommen vielleicht auch mal in die Situation, dass wir Hilfe brauchen, und da habe ich sehr viel dazugelernt“.

Die Schulungsteilnehmenden, die aufgrund von Krankheit oder anderen unvorhersehbaren Ereignissen nicht alle Module der Traunreuter Schulung vollenden konnten, können diese in der nächsten Schulung bei der Caritas kostenlos nachholen, um das Zertifikat zu bekommen.

Auch in Traunreut ist laut Quartiersmanagerin Nathalie Bickel nach der erfolgreichen Premiere eine Wiederholung geplant. Bickel bedankte sich vor allem für die hervorragende Kooperation zwischen dem Quartiersmanagement der Stadt Traunreut und Angela Auer vom Mehrgenerationenhaus bei der gemeinsamen Veranstaltung. Bis ein konkretes Datum für einen weiteren Kurs in Traunreut feststeht, können Interessierte auf die anderen Angebote in der Region ausweichen. Mehr Infos finden Sie auf www.alzheimer-suedostbayern.de.

Die neu ausgebildeten Alltagshelfer der Schulung in Traunreut mit Susanne Aicher von der Alzheimer Gesellschaft Südostbayern und Quartiersmanagerin Nathalie Bickel (3. und 4. v. r.)
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